Uwe Kockisch
Geboren in Deutschland
Deutscher Schauspieler. Populär wurde Uwe Kockisch als melancholischer Commissario Guido Brunetti, den er seit 2003 als Nachfolger von Joachim Kròl in den nach den Romanen von Donna Leon entstandenen Venedig-Krimis der ARD (bis 2008 zehn Folgen) verkörpert. Kockisch spielt aber auch düstere, zwielichtige und korrupte Charaktere, so in "Unter Verdacht: Das Geld anderer Leute" (2007, mit Senta Berger) oder "Opferlamm" (2001). Im Kino selten zu sehen, war Kockisch Vater von Tobias Schenke in der Ost-West-Komödie "Kleinruppin Forever" (2004) und Vater von Clementine und Gustav im Familienfilm "Stella und der Stern des Orients" (2008).
Dem ostdeutschen Publikum ist Kockisch aus rund zwanzig Defa-Produktionen bekannt, in denen er seit 1973 (Egon Günthers "Erziehung vor Verdun") spielte. Sein für ihn nach wie vor wichtigster Film ist Ulrich Weiß' "Dein unbekannter Bruder" (1982) nach dem Roman von Willi Bredel, wo er einen aus der Haft entlassenen Kommunisten spielt, der sich 1935 im Widerstand engagiert und unter den Genossen auf Spitzel und gegenseitiges Misstrauen trifft. Der Film wies Parallelen zu Zuständen in der DDR auf, wurde nach Cannes eingeladen und in letzter Minute vom Politbüro der SED zurückgezogen. Für Weiß stand Kockisch in "Miraculi" (1991) vor der Kamera, mit Michael Gwisdek dreht er "Treffen in Travers" (1988) und mit Roland Gräf in "Die Spur des Bernsteinzimmers" (1992). Eine Art Abschied von der DDR war die Rolle des Schriftstellers Jurek Becker in Frank Beyers "Abgehauen" (TV 1998, nach Manfred Krugs Autobiografie).
Uwe Kockisch wurde 1944 in Cottbus geboren. Der Vater fiel als Jagdflieger im Weltkrieg, die wieder verheiratete Mutter brachte die Patchwork-Familie in den Trümmerjahren durch. Als 1961 die Mauer gebaut wird, versucht Kockisch, der als Tagebaumaschinist arbeitet, mit anderen Jugendlichen in einem Boot über die Ostsee zu fliehen, scheitert und schlägt sich nach einem Jahr Haft als Kartenabreißer, Nachtportier, Bühnenarbeiter und Theaterstatist durch. Er schafft den Sprung auf die Schauspielschule Ernst Busch in Berlin, erhält Engagements in Cottbus und Karl-Marx-Stadt. Zwanzig Jahre gehört er zum Ensemble des Maxim-Gorki-Theaters, zwei Jahre zur Schaubühne Berlin.
Nach den Fall der Mauer 1989 kann Kockisch seine Karriere im Westen fortsetzen, findet eine Fangemeinde als Kommissar in den Serien "Zappek" (26 Folgen 1994) und "Die Wache" (1995), wo er sich als lungenkranker Kriminalhauptmeister mit der Dienstwaffe erschießt. Er ist in "Soko 5113", "Rosa Roth", "Der Clown", "Die Straßen von Berlin", "Nachtschicht" und der dänisch-isländischen Mini-Serie "Der Adler - Die Spur des Verbrechens" (vier Folgen 2006) zu sehen, spielt einen Stasi-Oberst in Roland Suso Richters Fluchtdrama "Der Tunnel" (2001) und einen verwundeten Einbrecher in "Die Datsche" (2002).
Zu den Regisseuren, mit denen Kockisch häufig arbeitet, gehört Matti Geschonnek, der ihn als Kommissar neben Martina Gedeck in "Die Mutter" (2002), als Medienmann in "Die Nachrichten" (2005) und als von Jürgen Vogel verhörter Krimineller in "Duell in der Nacht" (2007) besetzt. Als verdeckter Fahnder auf der Spur der RAF ist Kockisch 2008 in "Schattenwelt" im Einsatz.
Uwe Kockisch war zwei Mal verheiratet, die Beziehung mit seiner Kollegin Franziska Petri ging nach zwei Jahren auseinander. Sein Lebensmotto: "Unterwegs sein ist besser als anzukommen."